Das Nachtrind im Nachtwind

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fierona

Das Nachtrind im Nachtwind

Beitrag Mi 14. Okt 2009, 14:18

Kapitel 1

Voll stand der Mond am kahlen Himmelszelt, schien silbern über die Weiten Silithus'. Leise säuselte ein kühler Wind über die Dünen, liess Sand und Staub stumm tanzen. Weitab der Wege, hoch oben auf der Kuppel eines Hügels stand ein Zelt, einsam und verlassen.

Vorsichtig stapfte die junge Kuh darauf zu. Ihr Herz klopfte, während sie einen Huf vor den anderen setzte. "Hüte dich vor den Schatten der Nacht. Verlasse nie zur dunklen Stunde deine Herde", dies die Worte ihrer Grossmutter, als diese sie als kleines Kälbchen sanft tätschelte. Heidi schnaubte vergnügt, wackelte mit den Ohren und blickte sich um. Was sollte schon passieren? Leise schlich sie an das Zelt heran und spähte durch den Eingangsschlitz ins Innere. In der Finsternis war nichts zu erkennen und ausser dem Wind kein Laut zu hören. Behutsam schob sie die Plane beiseite und streckte den langen Kopf hinein, liess die forschenden Augen über die Schatten huschen.

Was tu ich hier bloss? Heidi hielt den Atem an und trat in das Zelt hinein. Ihr Blick folgte den kaum sichtbaren Konturen der Inneneinrichtung. Links schien sich eine Matte zu befinden, wohl die Schlafstätte, rechts von ihr standen ein Kessel und mehrere Krüge oder Töpfe, aus denen der starke Geruch verschiedenster Kräuter drang. Sie bückte sich, zog einen ihrer Handschuhe aus, tastete mit ihren dicken Fingern den Boden rund um den Kessel ab, und fand wie erwartet eine Feuerstelle, deren Asche jedoch gänzlich abgekühlt war. War wohl schon länger niemand mehr hier, dachte sie bei sich, um ihr klopfendes Herz etwas zu beruhigen.

Ihr Atem ging schneller, als ihre ungeschickte Hand über eine kleine, hölzerne Kiste glitten. Vorsichtig tastete sie den Deckel ab, kein Schloss befand sich daran. Ob vielleicht ein Fallenmechanismus angebracht worden war? Noch bevor sie den Gedanke zuende gesponnen hatte, war das Kistchen bereits offen. Darin lag, in feinstes Stroh eingebettet und von dickem Leinenstoff eingehüllt, ein kleiner, runder Gegenstand, der leicht bläulich durch den Stoff hindurch schimmerte. Funkelfunkel! Die Kuh vergass alles um sie herum, konnte nur noch gebannt auf das schwache, blaue Licht blicken.

Sicher, sie mochte seit jeher alles was glitzerte, funkelte, leuchtete oder strahlte, doch fühlte sie sich noch nie in einen solchen Bann gezogen, wie es dieser Gegenstand vermochte. Langsam hob sie mit einer Hand das Kistchen hoch, und liess die andere ins Innere gleiten. Noch bevor sie das runde Ding berühren konnte, spürte sie eine eiskalte Aura davon ausgehen. Ihr stand das Fell zu Berge, doch unbeirrbar strich sie den Stoff beiseite, um einen Blick zu erhaschen, zu sehen worum es sich hierbei handeln möge.

Sie erspähte eine bläuliche Kugel, schimmernd, funkelnd, wie es selbst die wunderbarsten Edelsteine nicht vermochten. Heidi musste sie haben. Dass diese jemanden gehörte, dass es Diebstahl wäre, sie zu entwenden, daran konnte sie angesichts dieser makellosen Schönheit nicht denken. Mit einem lauten Klack klappte sie das Kistchen zu und drehte sich um. Einen Augenblick hielt sie inne um die mahnende Stimme ihrer Grossmutter zu ignorieren, dann stapfte sie schnellen Schrittes aus dem Zelt heraus und verschwand in der kühlen, stummen Nacht...

fierona

Re: Das Nachtrind im Nachtwind

Beitrag Mi 14. Okt 2009, 14:19

Kapitel 2

Schlaftrunken stemmte sich die junge Taurin auf die Knie und blinzelte ins grelle Sonnenlicht. Ein merkwürdiger Traum, dachte sie und rieb sich den feinen Sand aus dem Fell. Sie erhob sich nun gänzlich um ihre schmerzenden Gelenke zu strecken, worauf ihr linker Huf gegen einen harten Gegenstand im Sand stiess. Erschrocken kauerte sie sich langsam nieder, wischte mit vorsichtigen Bewegungen den Sand über dem Kistchen weg, den der heisse Wüstenwind herangetragen hatte. "Verda..." Heidi biss sich auf die trockenen Lippen. "Flüche bergen Unheil", hatte schon ihre weise Grossmutter gepredigt.

Heidi hob die Kiste behutsam hoch, wie um sich zu vergewissern, dass sie tatsächlich da war. "Kisten fallen nicht aus Träumen", besann sie sich. "Kisten fallen nicht aus Träumen", wiederholte sie entschieden. Ein dunkles Band schnürte sich um ihr reines, kleines Herz, ihr fröstelte leicht. Sie hatte Angst, sie musste das Kistchen loswerden, so schnell es ging. Sollte sie es im Sand liegen lassen? Nein, sie würde es zurück bringen, beschloss sie, hoffend, dass bisher niemand ihren Diebstahl bemerkt hatte. Stumm blickte Heidi sich um, hielt eine Hand schützend über die Augen und drehte den Kopf in alle Richtungen. "Woher zum Teu... Woher bin ich gekommen?" fragte sie sich. Sie erinnerte sich, tags zuvor Richtung Westen gegangen zu sein. Die gleissende Mittagssonne stand am Zenith, daher kramte Heidi in ihrem spärlichen Gepäck und förderte einen winzigen, gnomischen Kompass ans Tageslicht. "Hoffentlich funktioniert das Ding heute", dachte sie bei sich, steckte das technische Wunderwerk mitsamt der seltsamen Kiste zurück in ihren Lederbeutel und griff nach ihrem Wasserschlauch. Mit einem Plopp öffnete sie diesen, legte den Kopf in den Nacken und hielt den Schlauch über ihren Mund, doch bis auf einige letzte Tropfen war er leer. "Ein Grund mehr, sich zu beeilen", brummelte sie, sattelte sich den Lederbeutel auf den Rücken und trabte über die Dünen in die Gegenrichtung los.

Bereits nach kurzer Zeit erblickte sie den Hügel, den sie zuletzt im silbernen Mondlicht gesehen hatte. Ihre Schritte wurden weiter, ihr Atem ging schneller. Flüchtig sah sie sich noch einmal um: "Ja, hier muss es gewesen sein." Sie erklomm den Hügel abermals, keuchend und japsend. Die Sonne brannte unerbittlich auf ihr dickes Fell, sie litt unter schrecklichem Durst und ihre schweren Hufe gruben sich tief in den feinen Wüstensand. Sie rutschte ständig ab, aus jedem qualvollen Schritt wurden zwei.

Endlich auf der Kuppel angelangt sank sie erschöpft zu Boden, weit und breit nicht die geringste Spur eines Zeltes. "Es muss hier gewesen sein", dachte sie bei sich, versuchte sich auf allen Vieren weiterzuschleppen, doch bereits wich das letzte Fünkchen Kraft aus ihr und alles wurde schwarz.

fierona

Re: Das Nachtrind im Nachtwind

Beitrag Mi 14. Okt 2009, 14:20

Kapitel 3

Blinzelnd öffnete Heidi langsam die Augen und wurde schlagartig wach, als sie leise Stimmen um sie herum vernahm. Mit schmerzendem Nacken sah sie sich um und entdeckte mehrere Gnome, die geschäftig um sie herrannten und sich in einer fremden Sprache gegenseitig unterhielten. Eine besonders kleine Gnomin mit grünem, hochgestecktem Haar blieb neben Heidi stehen, als sie ihr Erwachen bemerkt hatte, und rief mit fiepsigem Stimmchen zu den restlichen Winzlingen herüber. Alle versammelten sie sich rasch um Heidi, lächelten erfreut und gaben erstaunte Laute von sich. Die junge Kuh versuchte erschrocken aufzustehen, doch ihre Beine schmerzten noch immer höllisch. Dieser Übermacht wäre ich sowieso nicht gewachsen, dachte sie, stemmte sich auf die Knie und verhielt sich so ruhig wie möglich. Die kleine Gnomin trat vorsichtig näher und streckte Heidi eine grüne Flasche entgegen, während die anderen gebannt zusahen. "Was ist das?", fragte die Kuh schmerzverzerrt, doch sogleich wurde ihr bewusst, dass sie bereits tot wäre, wenn die Gnome sie vergiften wollten, und griff vom Durst übermannt nach der Flasche. Heidi trank gierig, worauf die Gnome der riesigen Kuh erfreut zujubelten. Heidi beruhigte sich etwas, sagte langsam "Danke" und nickte dabei mit dem Kopf, bevor sie sich unter ihren Schmerzen ein scheues Lächeln abmühte. Einer der Gnome, er trug eine seltsame, grün leuchtende Brille, grinste breit, verbeugte sich tief vor Heidi und versuchte zu wiederholen: "Danne". Heidi erschien es zu gefährlich, den kleinen Kerl zu korrigieren, zumal ihr Körper immer noch von schrecklichen Schmerzen geplagt wurde, und so verhielt sie sich weiter ruhig.

Ein etwas dicklicher Gnom mit besonders grossen Ohren und Glatze schrie plötzlich auf, er stand abseits und durchwühlte Heidis spärliche Habseligkeiten. Er wuselte geschwind zu den anderen hin und streckte eine Hand hoch, alle starrten ihn gebannt an, worauf ein leises Raunen durch die Gnomenmenge ging. Er hatte Heidis Kompass gefunden und offenbar dessen Herkunft erkannt. Der dicke Gnom streckte Heidi den Kompass hin, zeigte mit dem Finger darauf, dann auf die Gnome und gestikulierte wilde Drehbewegungen mit seiner Hand, worauf er abschliessend wieder auf sich und die anderen Gnome deutete. Heidi glaubte, verstanden zu haben, und nickte ihm leicht lächelnd zu. Die Gnome jubelten im Chor und grinsten die junge Kuh erfreut an. Die kleine Gnomin mit dem grünen Haaren trat abermals vor und deutete in die weite Wüste hinaus, zeigte auf den Kompass, Heidi und dann sich selbst. Anschliessend begann sie zu sprechen, doch Heidi konnte kein Wort verstehen und schüttelte seufzend den Kopf. Die Gnomin zog einen Schraubenzieher aus der Hosentasche, murmelte etwas Unverständliches und begann feine Linien in den Sand zu zeichnen. Mehrere kleine Strichmännchen, dazwischen ein Grösseres mit Schwanz. Ein Pfeil nach links, der auf ein halbkreisförmiges Tor deutete. Die Gnomin sah lächelnd zu Heidi auf und sprach weiter in ihrer fremden Sprache, während sie mit dem Schraubenzieher auf die Zeichnung im Sand deutete. "Ihr wollt dass ich mitkomme" fragte Heidi langsam, "zu euch nach Hause?" Die Kuh deutete auf das Tor. "Haus, Haus!" fiepste einer der Gnome und kicherte amüsiert, offensichtlich gefiel ihm das Wort. Die grünhaarige Gnomin schlug die wachen Äuglein auf, neigte den Kopf zur Seite und blickte Heidi neugierig an. "Danne" sagte sie vorsichtig, deutete auf die leere Flasche und dann auf das Tor. Heidi nickte zustimmend und wieder brach heiteres Gejubel unter den Gnomen aus. Die kleine Gnomin tauschte knappe Worte mit einem dunkelhaarigen Gnom aus, welcher einen kleinen Kasten hervorkramte, kurz daran herumfummelte und ihn dann anschrie. Heidi starrte den kleinen Kerl erschrocken an, doch beachtete er sie gar nicht. Die Gnome lauschten gespannt, eine ungewohnte Stille legte sich über die kleine Bande. Urplötzlich fauchte und krächzte das Kästchen heiser, doch schien es den Gnom keinswegs zu beeindrucken. Heidi wartete gebannt, lebte dieses Ding? Der Gnom schrie ein letztes Wort in den Kasten und verstaute ihn wieder, als wäre nichts geschehn. Er sprach mit der grünhaarigen Gnomin und nickte Heidi dann breit grinsend zu.

fierona

Re: Das Nachtrind im Nachtwind

Beitrag Mi 14. Okt 2009, 14:22

Kapitel 4

Kurze Zeit später fühlte sich Heidi bereits deutlich stärker, die Gnome hatten sie mit Wasser und ungewohnt weichem Brot versorgt. Ohne erkennbare Ordnung wuselten sie umher, frickelten abwechselnd an zischenden, qualmenden, funkensprühenden und explodierenden Gerätschaften und strahlten dabei fröhlich. Die junge Taurin hatte indes die nähere Umgebung genauer unter die Lupe genommen, doch selbst wenn sich Spuren des Zeltes hätten finden lassen, ausser winzigen Fussabdrücken war nun nichts mehr zu erkennen. So sah sie zum strahlend blauen Himmel hoch, von dem die Sonne beständig niederschien und erblickte in weiter Ferne schwarzen, aufsteigenden Rauch. "Seht nur, ein Feuer!" rief sie den Gnomen zu und zeigte hastig in Richtung der bedrohlichen Rauchwolken. Beim deren Anblick kicherten die Gnome jedoch nur und führten ihre eigenartigen Experimente fort. "Aber..." begann die junge Kuh, liess sich dann enttäuscht nieder und erkannte, dass sie die momentane Situation völlig überforderte. Heidi beschloss abzuwarten, trank weiter aus der Wasserflasche und bestaunte das geschäftige Treiben der kleinen Bande. Ein Gnom drehte sich zu ihr um, deute auf die Flasche und strahlte: "Danne!"

Die qualmende Wolke schien sich zu bewegen, sich gar zu nähern. Heidi kniff unter der grellen Sonne die Augen zusammen, Düne um Düne schob sich der schwarze Wall nach vorn. Die junge Kuh spitzte die Ohren und vernahm ein leises Dröhnen. Was das wohl sein möge, überlegte sie sich. Nach allem was ihr widerfahren war, wollte sie vorerst keinen weiteren Ärger. Die Wolke näherte sich weiter, schoss über den Wüstensand, verschwand zwischen den Dünen, nur um direkt wieder aufzutauchen. Ein kalter Schleier legte sich über die junge Kuh, was immer da heranraste, es war gross und schnell. Das Dröhnen verstärkte sich, doch die Gnome schienen es nicht zu bemerken. Heidi richtete sich auf, berührte die grünhaarige Gnomin behutsam an der Schulter und fragte besorgt: "Seht ihr das denn nicht?" Die Gnomin sah die riesige Kuh erstaunt an, deute mit dem Daumen auf sich und sagte langsam: "Ca - la - mi - ty." Heidi riss verwundert die Augen auf, doch das ständig lauter werdende Dröhnen donnerte durch die Luft und ihre Antwort blieb ungehört.

Der Rauch war nun lediglich noch einige Steinwürfe entfernt, wehte über die letzte Düne hinweg und schob sich qualmend den Hügel hinauf. Der Lärm wurde unerträglich, selbst die Gnome begannen nun hastig, ihre Geräte einzupacken und versammelten sich aufgeregt scheiend um Heidi. Der jungen Kuh wurde Angst und Bange, rasch zog der dichte Rauch den Hügel hoch, quoll über den Kuppelrand und wurde vom Wüstenwind über die kleine Gruppe geweht. Ein schrilles Quietschen beendete das donnernde Dröhnen abrupt, Sand schoss durch die Luft, Heidi sah silbern glitzernde Stäbe wie Speere aus dem schwarzen Rauch ragen und machte erschrocken einen Schritt zurück. Calamity legte vorsichtig ihre kleine Hand um einen Finger Heidis und zog sie zur Rauchsäule hin, die sich langsam im Wind auflöste. Ein seltsamer Wagen verbarg sich darunter, mit vier Rädern, wie Heidi es kannte, doch war er nicht aus Holz. Metall, so glänzend wie robust, fügte sich in mehreren Stangen zu einem offenen Vehikel, mit vier runden Stühlen im Inneren und endete oben in einer riesigen, von Russ bedeckten Rakete, welche augenscheinlich den ganzen Rauch produziert hatte. Der dickliche Gnom sowie eine rothaarige Gnomin setzten sich auf die vorderen Stühle, Calamity zeigte auf einen der hinteren und lächelte Heidi an, die sich nach kurzem Zögern zwischen den Stangen hindurchquetschte und auf dem viel zu kleinen Hocker Platz nahm. Calamity freute sich, und hüpfte gekonnt auf den Stuhl neben ihr. Der kleine Gnom vorne rief etwas, drehte an einigen angebrachten Instrumenten und packte dann eine Art Steuerrad, wie Heidi es von Schiffen kannte, nur sehr viel kleiner. Die gewaltige Rakete am oberen Ende des Wagens rumorte, stotterte und ächzte, dicker Rauch entwich ihr und mit einem plötzlichen Holpern setzte sich das Gefährt unter lautem Getöse heftig schaukelnd in Bewegung.

Sie preschten in wilder Fahrt über die Dünen, Heidi hatte sich an einer der oberen Querstangen festgeklammert. Als kleines Kalb hatte sie ein Erdbeben miterlebt, doch war dies nichts im Vergleich zu diesem Wagen, ständig schlug sie gegen die viel zu niedrigen Stangen, glücklicherweise verloren sich ihre leisen Flüche in dem grässlichen, lauten Dröhnen des Vehikels. Die Räder wirbelten Sand auf, rasten auf einen Abhang zu und ehe sie sich versah, erblickte Heidi weit unter ihnen ein endloses, grünes Meer, den dichten Dschungel Un'Goros.

fierona

Re: Das Nachtrind im Nachtwind

Beitrag Mi 14. Okt 2009, 14:23

Kapitel 5

In vollem Schuss rasten sie in den tiefen Krater, quer durch Schlammpfützen, kleine Bäche, mitten durch die dichte Vegetation, vorbei an riesigen Bäumen und gewaltigen Echsen. Ein grosser Vulkan wurde durch den grünen Nebel sichtbar, offensichtlich steuerten sie direkt darauf zu. Ungestüm raste der Gnom am Steuer bis zum Fuss des schwarzen Berges, und brachte den Wagen erst in letzter Sekunde zum Stehen. Die Gnome lächelten und hüpften hinaus, packten einige rote Behälter aus und zeigten auf den Vulkan. Heidi schüttelte den Kopf, sie musste sich erst einmal von der wilden Fahrt erholen. Die Gnome nickten verständnisvoll und kletterten den Vulkan hoch. Heide wollte erschöpft den Kopf sinken lassen, als ihr Blick über einige gefährliche Schatten huschte, die hinter den nahestehenden Baum hervortraten.

Heidi wandte sich dem Vulkan zu und schrie, die Hände vor dem Mund zum Trichter geformt: "Raptoren!"

Bereits war die erste Bestie in vollem Lauf auf den Wagen gesprungen und fauchte bedrohlich, während sich zwei andere von der Seite anpirschten. Heidi riss den Kopf herum und entdeckte weitere Raptoren hinter sich, von allen Seiten schlichen die Biester auf sie zu. Der Raptor auf dem Wagen starrte sie aus kalten, reglosen Augen an, dicker Speichel tropfte aus seinem, mit rasiermesserscharfen Zähnen bewehrten, garstigen Maul. Heidi griff an ihren Gürtel, doch fand sich nur ein kurzes Messer daran. Sie hatte ihre Waffen vor der Reise durch die weite Wüste deponiert, denn sie wollte sowenig Gepäck als möglich mit sich herumschleppen. "Verdammt", entfuhr es ihr, angesichts der hungrigen Bestien fiel es ihr schwer, ihre Zunge im Zaum zu halten. Das auf dem Wagen stehende Vieh tippte mit seiner langen, sichelförmigen Klaue gegen die Rakete, wodurch ein unheimliches Klappern entstand. Eiskalte Schauer durchfuhren Heidis Mark, während sich die Raptoren stetig näherten, sie fauchend einkreisten und beinahe hämisch anstarrten. Die junge Kuh drehte sich um die eigene Achse, zählte ihre Feinde, prägte sich die Richtungen ein, aus denen sie langsam auf sie zuschlichen, doch es waren zuviele. Sie würde sich den Ersten schnappen und gleich darauf durch die enstandene Schneise flüchten müssen. "Raptoren!" rief sie abermals, konnten die Gnome sie hören? Die garstigen Biester rochen ihre Furcht, schnaubten zufrieden und legten die Köpfe schief, während sie sich ihre sichere Beute zufrieden ansahen. Einer der Raptoren blieb urplötzlich stehen, fauchte laut und setzte gleich darauf zum Sprung an. Ein lautes Zischen fuhr durch die Luft und eine brennende, rote Stange landete vor den Beinen des Ungetüms. Dieses liess sich allerdings nicht beirren und sprang direkt auf Heidi, die sich geschickt zu Boden warf und so dem Angriff auswich. Weitere der brennenden Stangen fielen vom Himmel und auf einmal explodierten diese, eine nach der anderen. Die Raptoren fauchten erschrocken und rannten ziellos davon. Dichter Rauch umgab die junge Kuh, welche sich erstaunt aufrappelte. Die hohen Stimmchen der Gnome waren zu hören, welche gleich darauf durch den Rauch traten und Heidi ihre Behälter zeigten, die sie offensichtlich mit Lava gefüllt hatten. Die grünhaarige Gnomin deutete mit dem Finger auf die Rakete und ihr Behältnis, lächelte erfreut und stieg dann hastig zusammen mit den anderen in den Wagen. Hektisch gaben die Gnome Heidi zu verstehen, dass sie einsteigen soll und alsdann jagte das Gefährt durch den grünen Dunst weiter.

fierona

Re: Das Nachtrind im Nachtwind

Beitrag Mi 14. Okt 2009, 14:24

Kapitel 6

Nach langer Fahrt preschte der Wagen eine steile Böschung hinauf und kurz darauf schon wirbelten die Räder den feinen Sand der Tanarischen Wüste auf. Heidi hoffte, die Gnome wären bald am Ziel angelangt, denn ihre Arme wurden müde, da sie sich abermals an den Wagenstreben festklammern musste. Die runden Dächer Gadgetzans wurden über den flachen Dünen sichtbar, Heidi muhte kaum hörbar, zupfte die kleine Gnomin am Ärmel und deutete auf das kleine Dorf. Calamity blickte sie erstaunt an, seufzte und schüttelte den Kopf. Sie streckte ihren kurzen Arm aus und zeigte Richtung Osten, in der das weite Meer lag.

tbc...

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