Ein Abend am Hafen

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Toxyna

Ein Abend am Hafen

Beitrag Mo 9. Feb 2009, 12:33

Toxyna saß auf einer Kaimauer am Sturmwinder Hafen. Ihre Beine baumelten locker herab, die Füße knapp über dem Wasser. Sie wurden von Zeit zu Zeit von einer Welle nur knapp verfehlt. Die Sonne versank in einer rosa-orangenen Farbenpracht zwischen kleinen Wolken, die einzig zu dem Zweck am Himmel zu sein schienen, um die Pracht des Farbenspiels zu vergrößern. Doch trotz dieser Schönheit des Schauspiels vor ihren Augen waren Toxynas Gedanken düster. Unwillkürlich zog sie ihren Umhang fester um und die Beine an sich, die Fersen stellte sie auf den Rand der Kaimauer und legte ihre Arme um die lederumhüllten Knie.

'Was soll ich nur tun?' fragte sie sich immer wieder im Geiste.

Ihre Gedanken kreisten um das Brachland, ihre ferne Heimat. Das Dorf zerstört, wie auch ihr Hof in Westfall. Malparits und ihre Hoffnung auf Frieden und Zusammenarbeit zwischen der Horde und der Allianz waren nun ebenso zerstört oder weit, weit fort geschoben. Der Drang, zurück zu ihm und seiner Frau zu reisen war groß. Aber würde sie dort in dieser Zeit unangefochten leben können?

Würde es Sinn machen, sich in ein abgelegenes Zelt zurück zu ziehen, wie sie es damals nach der Verwüstung für ein knappes Jahr getan hatten? Toxyna strich mit ihrer Hand über das Leder ihres rechten Oberschenkels. Glatt. Nichts war mehr zu spüren von dem Bruch damals. Toxyna lächelte bei den Erinnerungen. Er hatte sie getragen, aus Gefahr und unter Schmerzen. Und gepflegt, geschient. Und versorgt über den Winter, in dem sie kaum gehen konnte.

Aber nun hatte sie hier eine Familie: Die Seelen. Und Freunde. Und letztlich gehörte sie doch zur Allianz. Egal, ob sie dazu gehören wollte oder nicht. Änderungen kann man nur von innen bewirken. So waren sie damals durch die Dörfer, Orte und schließlich auch durch Ogrimmar gezogen und hatten mit den Orks geredet. Am Ende sogar mit Thrall persönlich.

Toxyna seufzte wieder einmal, als sich eine schwere Hand auf ihre Schulter legte. Sie erschrak, wie hatte sie eine Annäherung überhören können? Wer mochte das sein? Toxyna drehte ihr Gesicht überrascht zu der Person, zu der die Hand auf ihrer Schulter gehörte. Ein ernstes, aber nicht unfreundliches Gesicht schaute sie etwas besorgt an.


"Was quält Euch, meine Tochter?" fragte eine tiefe Stimme, in der Ruhe und Zuversicht lag.

Die Hand wurde fort genommen, aber Toxyna hatte das Gefühl, der Blick dieses Mannes lag wie ein wärmender Sonnenstrahl auf ihr. Sie löste sich aus ihrer umschlossenen Haltung und erhob sich etwas verlegen. In Seelenzuständen wie diesem zog sie sich am liebsten ganz von der Welt zurück, sie hatte auch gedacht, an diesem unbenutzten Kai unentdeckt zu bleiben.


"Ich weiß einfach nicht weiter." entfuhr es ihr, bevor sie irgendwas unverbindliches sagen konnte. Toxyna biss sich auf die Lippen, aber nun war es zu spät.

"Mein Name ist Grayson Schattenbruch, Lord und Paladin des Königs. Wenn Ihr mögt, so erzählt mir, was euch quält. Meine Lippen sind versiegelt und Eure Geheimnisse bei mir sicher."

Toxyna betrachtete das Gesichts des Paladins eine Weile, dann hatte sie sich entschieden.

"Es ist aber eine lange Geschichte." sagte sie. "Das macht nichts, ich habe Zeit." erwiderte der geschiente Mann und ließ sich vorsichtig unter leichtem Quietschen auf einem Stapel Taue nieder.

Toxyna setzte sich wieder, lehnte sich an ein Faß und begann zu erzählen.


Es war schon finster, die Rufe der Seeleute und der Hafenarbeiter verstummt und ein silberner Mond ließ die Kämme der sachten Wellen glitzern, als sie sich schließlich erhoben. Toxyna merkte erst jetzt, wie kalt es war. Es tat gut, zu gehen. Lautlos schritt sie auf weichen Ledersohlen neben den kräftigen, klirrenden Schritten der Plattenstiefel her.

In der Kathedrale war es warm, im Arbeitszimmer des Lords brannte ein Feuer, ein Diener brachte bald heißen Tee. Sie hätte in dem gemütlichen Sessel mit dem Blick auf den flackernden Flammen und den Händen um den warmen Becher einschlafen können, doch gab es noch so viel zu erzählen. So viel Schuld. So viel Unglück. So viele Wünsche.






Die Sonne stand hell am Himmel, als das Schiff nach langer Überfahrt Theramore erreichte. Prüfend tastete Toxyna wieder einmal nach dem Brief in ihrer Tasche und beruhigendes Knistern von Papier war die Antwort. Sie konnte es immer noch nicht wirklich glauben, dass sie tun würde, was nach den langen Abenden und den vielen Worten, die zwischen ihr und Lord Schattenbruch gesprochen worden waren, beschlossen worden war.

Sie kannte den Weg, schließlich hatte sie schon öfter mit dem Meisterchirurgen zu tun gehabt, hatte von ihm gelernt. Diesmal führte ihr Weg weiter hinauf. Sie salutierte und stellte sich dem Kommandanten vor und überreichte letztlich etwas zittrig das Schreiben.

Blicke aus fast schwarzen Augen, die unter buschigen Augenbrauen hervorschauten, musterten abwechselnd die schmächtige Frau mittleren Alters, die vor ihm stand, und das Schreiben, das er in der Hand hielt. Er schüttelte sichtlich ungläubig den Kopf. Mehrfach.


"Wenn es der Wille des Lords ist. Aber beim Licht, ich glaube nicht, dass ihr ... nun mir steht kein Urteil zu. Geht hinunter und lasst euch in der Rüstkammer eine Ausrüstung geben. Meldet Euch dann bei Adjutant Tesoran, er wird Eure Übungen anleiten und überwachen. Weggetreten."

Ungewohnt war es, in schwere Platten gehüllt ein langes Schwert und ein großes Schild zu führen, statt der leichten Dolche und beweglicher, lederner Rüstung. Toxyna war sich auf dem Weg zu den Übungspuppen schon lauter vorgekommen als eine wütende Kodoherde. Immer wieder hieb sie mit dem Schwert auf das Schild der Puppe ein. Plötzlich drehte sich diese um sich selbst, Toxyna konnte gerade noch das Schild hochreißen, bevor der Arm mit dem Holzschwert sie traf. Toxyna taumelte, fasste sich aber wieder und gab dem hölzernen Feind einen kräftigen Stoß mit dem Schild. Diesmal fing sie die entgegengesetzte Drehung ihres Gegners mit dem Schwert ab. Ihr Körper schien schon nach diesen wenigen Minuten nur noch aus Schweiß und schmerzenden Muskeln zu bestehen.

Tesoran nickte ihr zu.
"Macht weiter so, Frau Andros, ich erledige etwas Papierkram, in zwei Stunden werde ich euch zu etwas Ausdauertraining abholen." Toxyna starrte ihrem Ausbilder mit einer Mischung aus Wut und Frustration nach. 'Zwei Stunden! Wie soll ich das zwei Stunden durchhalten und dann noch weiter trainieren? Rudern oder Laufen?' sie biss die Zähne zusammen 'Du willst Paladina werden, dann zeig auch, dass du es kannst!'

Kleine Holzsplitter flogen durch die Luft, als ihr nächster Hieb ihren hölzernen Gegner traf.





"Da seid ihr wieder, meine Tochter. Ihr seht schon viel mehr nach einer Paladina aus!" Lord Schattenbruchs Blicke glitten zufrieden über die schlichten Plattenteile, die Frau Andros nun trug. Ihr schienen die Wochen der Kampfübungen in Theramore nicht geschadet zu haben, im Gegenteil. Ihre Haltung war noch nicht die einer erfahrenen Kriegerin, aber er wusste, sie würde sich diese Erfahrung noch verschaffen.
"Aber nun kommen wir zu dem wichtigsten Teil Eurer Ausbildung. Ich werde Euch mit dem Licht vertraut machen. Ich habe Euch, als wir uns das erste Mal trafen, schon gesagt, dass es in Euch wohnt. Ohne es zu wissen, hat es seinen Weg zu Euch gefunden. Nun werdet ihr lernen, es für das Gute einzusetzen."

Toxyna legte wie geheißen die Rüstung ab, darunter trug sie schlichtes Leinen und eine leicht gepolsterte Stoffweste. Der Ausbildung zweiter Teil begann mit einem Vortrag und einer Meditation. Viele Wochen würde auch dieser Teil dauern. Fertig würde ihre Ausbildung nie wirklich werden. So wie sie sich auch immer in ihrer alten Kampftechnik weiter verbessert hatte, würde es auch nun gehen. Sie würde beide Wege beschreiten. Tesoran hatte ihr geraten, ihre alten Techniken nicht zu vergessen und gelegentlich immer wieder zu üben, um mit ihren stärkeren Muskeln nicht das Gefühl für Feinheiten zu verlernen.





Wochen später segnete Lord Schattenbruch Toxyna und hieß sie in die Welt hinaus ziehen. "Stelle dich nicht gleich unbekannten Gefahren, Schwester, diesen wirst du früh genug begegnen. Das Licht sei mit dir.".

So war sie zur Burg Nethergarde gereist. Diesmal plattenbewehrt. Ihrer Säblerin mochte sie dieses Gewicht nicht antun, so ritt sie auf einem standesgemäßen Roß daher, das ebenso wie sie gepanzert war. Je näher das Tor kam, desto höher ragte es vor ihr auf. Erinnerungen wurden wach. Damals, als sie das erste Mal hindurchgeschritten war, Hand in Hand mit einer Draenei an ihrer Seite, die vermutlich noch aufgeregter gewesen war als sie selbst.

Langsam stapfte ihr Pferd die Rampe hinauf. Dort stand jemand, sie war nicht allein. Toxyna stutze, es war eine Draenei, unverkennbar. Groß gewachsen und behörnt. Und düster. Leuchtend blaue Augen musterten sie abschätzend.


"Seid Ihr gekommen, um mich zu bespucken?" fragte sie eine eisige Stimme.

Es war eine Wiedergängerin. Toxyna erzählte ihr von den Ansichten der freien Seelen. Die Draeneidame wollte Rache nehmen. Rache für das, was auf Draenor geschehen war, und Rache für das, was der Lichkönig ihr angetan hatte. Gemeinsam schritten sie durch das Portal, wenn auch nicht Hand in Hand.

Toxyna

Re: Ein Abend am Hafen

Beitrag Mi 11. Feb 2009, 09:41

Muffig roch es in dem düsteren Gang, Kisten lagen verstreut herum, eine Ratte flitzte aus ihrem Sichtbereich. Toxyna kratzte mit dem großen Schlüssel eine Schicht losen Rosts von dem Schloss am Tor, steckte ihn hinein und drehte ihn um. Viel Kraft brauchte es dafür, hier war lange keiner mehr gewesen.

Mit einem wiederwillig seufzenden Schnappen sprang der alte Riegel zurück und die Flügel schwangen geradezu unwillig zurück. Beißender Qualm vermischt mit dem Gestank nach Moder und Verwesung stachen ihr in die Nase.


"Kein Wunder, dass hier so lange keiner mehr war.". Merceile nickte nur. Toxyna holte ein Mundtuch aus der Tasche und Band es sich vor Mund und Nase. Vorsichtig und leise trat sie aus dem Torbogen in den von den immer noch brennenden Ruinen erleuchteten Hof. Leise für jemanden mit Plattenrüstung.

"Schhh! Warum hast du nicht deine Ledersachen angezogen!" konnte Merceile gerade noch zischen, als ein Grüppchen Ghuls schon die Köpfe interessiert dorthin wendeten, wo das letzte Scheppern Toxynas verklungen war. Toxyna zuckte entschuldigend die Schultern, zog ihr Schwert und hob den Schild, dann warf sie dem Grüppchen zornig heilige Energien entgegen, wie sie es von Lord Schattenbruch gelernt hatte. Hier war sie in ihrem Element. Untot, wohin das Auge reichte. Untot der Geißel, wohlgemerkt.



Eine Spur der Verwüstung hatten sie hinterlassen, die zurückgelassenen und vergessenen Armeen der Geißel dezimiert. Zahlreiche Truhen geplündert, in den meisten davon hausten Ratten, aber in einigen wenigen waren tatsächlich noch Vorräte der Argentumdämmerung. Schließlich hielt Toxyna triumphierend das fünfte Fläschchen mit heiligem Wasser empor.


"Ha, da liegt sogar noch eines, die nehme ich beide mit, wer weiß." sagte Toxyna und umwickelte die kleinen Gefäße mit mehreren Lagen Runenstoff. "Dann nichts wie raus hier." erwiderte ihre Schülerin. Ihre ehemalige Schülerin. Toxyna nickte. Der Gestank war inzwischen bestimmt bis unter ihre Haut gekrochen, hatte sich mit ihrem Schweiß vermischt, die Rüstung war verkratzt und besudelt von dem Blut und den unsäglichen Innereien der Ghule, die in Massen erschlagen herumlagen. Sie nickte und spürte mit einem mal die Anstrengung dieses Tages wie Blei auf ihren Schultern lasten.



An der Kapelle angekommen, reinigte die angehende Paladina in Räumlichkeiten, die ihr früher immer verwehrt gewesen waren, Leib und Rüstung, Schwert und Schild. Merceile staunte nicht schlecht, als Toxyna wieder ins Zweilicht trat, die Rüstung poliert glänzend, die Haare noch leicht feucht zum gewohnten Dutt hochgebunden und unglaublich sauber und nach etherischen Ölen duftend.


"Ich konnte doch dem Lord nicht so unter die Augen treten. Oder unter die Nase..." erklärte Toxyna verlegen, Merceile grinste nur und nickte.



Gemächlich klapperten die Hufe ihres Rosses über die rundgetretenen Steine der schmalen Straße, die sich durch die üppige Vegetation schlängelte. Toxyna hatte es nicht eilig, Merceile war erst auf dem Weg hierher, und der war weit, von Nordend aus, wo sich ihre Schülerin meistens aufhielt. Toxyna war stolz, ihre Schülerin hatte es weit gebracht. Weiter als sie selbst, das Kämpfen in Eis und Schnee hatte ihr so gar nicht behagt. Vielleicht würde das jetzt anders werden, sie fror nur noch selten, eingepackt in wattierten Stoff und harte, schwere Platten. Allerdings würden diese gewiss schrecklich kalt werden, dort im Norden. So dachte sie vor sich hin, durch die warme, von exotischen Walddüften durchzogene Luft Feralas reitend. Seltsame Geräusche waren aus den wilden Wäldern links und rechts des Weges zu hören.

Schließlich zeichneten sich die Ruinen zwischen den Kronen der gewaltigen Baumältesten ab und Toxyna wendete ihr Pferd nach links. Auf einer abgebrochenen Säule ließ sie sich nieder und wartete auf Merceile.



Aus tiefer Versenkung riss es sie, als schließlich der weiche Tritt von Merceils Säblerin sie aus der Meditation aufschrecken liess. Seit sie diese Technik des nach Innen Schauens im Rahmen ihrer Ausbildung erlernt hatte, war Toxyna immer wieder von neuem erstaunt über die reinigende Wirkung und Klärung ihres Geistes. Nun erhob sie sich und begrüßte ihre Schülerin. Die Grußformen der Paladine erschienen ihr immer noch für sie aufgesetzt, und sie beließ es bei einer normalen.

Zu zweit machten sie sich auf und durchstreiften die Ruinen. Oger, lebende Bäume, kleine, hinterhältige Pflanzen, sogar Sartyre hausten dort. Zum Teil waren die alten Hallen noch erhalten. Es gab eine beeindruckende Bibliothek, Toxyna überreichte einem Bibliothekar, einem Hochelfen, einen Buchband, den sie einmal an einem verlassenen Ort gefunden hatte. Der Elf dankte ihr und stellte das vermisste Werk an seinen Platz zurück.


Schließlich standen die beiden einem riesigen, drohend knarrenden Baum gegenüber, der durch die Gegend wurzelte. Toxyna fragte sich, ob Eor wohl diesen Baum kannte, aber sie hatte keine Wahl, eine freundliche Frage ihrerseits wurde mit dem peitschenden Schlag gewaltiger Äste beantwortet. Wenn auch Dolche Bäumen nicht so schnell schaden können, so können sie doch böses anrichten, wenn der Baum abgelenkt ist von der Hand, die diese führt, oder sich aus anderen Gründen nicht wehren kann. Beschäftigt mit der in Platten gewandeten Gestalt vor ihm, vermochte Merceile in seinem hölzernen Rücken einen tödlichen Stich ins Mark zu führen.

Vielleicht war der Stich auch nur betäubend gewesen, Toxyna hoffte es fast, auf jeden Fall lag die riesige Pflanze erst ein mal am Boden. Sie schaute sich erwartungsvoll um. Still standen sie beide da, sehr ruhig war es in dem ummauerten, von stillen Bäumen überschatteten Hof, unwirklich still gar nach dem Lärm des harten Kampfes.

Plötzlich sahen sie eine Bewegung. Ein Schemen trat unter den Bäumen hervor, umrundete den Platz, und blieb schließlich vor der Paladina stehen. Es war der schimmernde Geist eines Pferdes. Ehrfürchtiges Staunen ließ die beiden Frauen erschauern, Toxyna hielt lange stille Zwiesprache mit dem Geist, schließlich bot sie ihm den magieerfüllten Futtersack, den sie zu diesem Zwecke für teuer Geld in Süderstade beschafft hatte. Der Geist senkte sein Pferdehaupt und schaffte es, selbst beim Verspeisen der dargebotenen Gaben erhaben auszusehen.

Als er gesättigt war, stupste er mit seinen Nüstern gegen Toxynas Ranzen. Toxyna war so von der Erscheinung überwältigt, dass sie ganz vergessen hatte, warum sei eigentlich hier war, aber der Geist schien das wundervolle Geschirr zu spüren. Toxyna holte es hervor, es glitzerte und schimmerte. Der Pferdegeist berührte es sanft mit seiner Stirn und sah dann Toxyna an. Sie verstand im Geiste, dass er sie für würdig hielt und das Geschirr gesegnet hatte. Es fühlte sich leichter an, und ein wenig seltsam. Nicht ganz von dieser Welt, aber auch nicht im Reich der Geister.


Nach einem langen Blick aus den geisterhaften, braunen Pferdeaugen wandte sich die Erscheinung ab und verschwand zwischen den Bäumen dorthin, woher sie gekommen war. Toxyna brauchte eine Pause. Sie setzten sich auf ein Mäuerchen und sichtlich ergriffen von dem Erlebnis, begann Merceile sie über ihre Ausbildung, ihre Gefühle und Beweggründe, und darüber, wie es überhaupt dazu gekommen war, auszufragen. Toxyna kam ins Erzählen, lange saßen sie dort im Schatten der Bäume, Toxyna mit dem gesegneten Zaumzeug in den Händen.

Toxyna

Re: Ein Abend am Hafen

Beitrag Fr 13. Feb 2009, 15:07

Die Pestländer, vertraute Ödnis, vertrauter Schrecken. Scheppern ihrer immer noch ungewohnten Rüstung begleitet jede Änderung von Toxynas Sitzposizion am Rand des schiefen und ausgetrockneten Brunnens von Darrowehr.
Schließlich lässt sie der erwartete, leise-tatzige Schritt von Merceiles Säblerin auf den alten Steinen unter dem Torbogen den Kopf heben.

Merceile wispert der Säblerin ein paar Worte ins Ohr, und bald darauf schreiten die zwei Frauen auf die verfallene Burganlage zu, in dessen Keller sich die verrottenden Überbleibsel der Scholomance befinden. Der Untot haust dort und hat sich zu mutigen Gruppen zusammengerottet.

Wieder einmal verbreitet sich der ungute Geruch gestorbener und zerteilter Untoter, die auf dem Weg der beiden hinter ihnen zurückbleiben.


"Ich muss in den Keller, Merceile." lässt sich Toxyna vernehmen. Merceile nickt und deutet auf einen halb verschütteten Durchgang, hinter dem man Treppenstufen im Dämmerlicht erkennen kann.

Vorsichtig, um nicht zu viel des armdick herumliegenden Staubes aufzuwirbeln, bewegen sie sich Stufe für Stufe nach unten. Toxyna nutz etwas ihrer Gabe, um die hier herrschende Finsternis zu verdrängen. Fledermäuse flattern fort, aber keine Ratten, nicht sonst, das nach Leben aussieht.

Doch da! Eine Bewegung, etwas kommt auf sie zu. Ein grotesker, skelettener Leib humpelt auf sie zu, eindeutig angriffslustig. Seine Todesgeräusche locken weitere dieser Kreaturren an. Schließlich liegen all diese Wesenheiten erschlagen auf den Knochenhaufen, die diesem Kellergewölbe eine zweifelhafte Zierde sind, und Toxyna schaut sich aufmerksam um. Sie tritt in die Mitte des Raumes und stellt das mitgebrachte Gefäß auf den Boden. Leise rezitiert sie die auswenig gelernten Ferse der Beschwörung. Einen Geist gilt es zu rufen. Den Geist eines Fürsten.

'Machen sowas nicht eigentlich Hexen?' schießt es kurz durch ihren Kopf, aber sie fährt fort damit, im festen Vertrauen auf das Licht und Lord Schattenbruch.

Da, ein bläulich schimmerndes Etwas! Ist es der Fürst, den sie rief? Es sah gar nicht fürstlich aus. Nachdem auch dieses - angriffslustige Etwas - noch toter am Boden lag, als es vorher schon gewesen war, näherten sich immer mehr dieser Gestalten, sie kamen immer schneller und wurden immer stärker. Toxyna und Merceile standen Rücken an Rücken und erwährten sich der anstürmenden Horden geisterhafter Untoter.

Schließlich, als der Knochenberg um sie herum immer höher wuchs, erschien ein finsterer Reiter auf einem Ross. Auch er ein Geist.


"Das muss er sein!" schrie Toxyna, und sprang mit erhobenem Schwert und Schild auf ihn los. Merceile eilte seufzend ihrer Freundin hinterher, gemeinsam gelang es ihnen, auch diese Ausgeburt des Bösen zu besiegen.


Am Boden kniend und verzweifelt in den Überresten wühlend überfiel Toxyna eine leichte Panik.
"Er muss sie bei sich haben! Er muss einfach! Der Lord hat es gesagt, dass es so wäre! ..." So und ähnlich begleitete sie die mit immer zittrigeren Fingern ausgeführte Suche. Merceile wollte gerade beginnen, ihr dabei zu helfen, als sie fast auf etwas im Dämmer ausrutschte. Sie bückte sich und sah eine seltsame, dunkelviolett schimmernde Kugel auf dem Boden liegen.

"Suchst du die vielleicht?" Toxynas Erleichterung war groß, denn sie war sehr in Sorge gewesen, die kaum zu fassende Geistergestalt des Rosses würde verschwinden, wenn sie nicht rasch genug handeln würde. Mit der Kugel und dem Zaumzeug trat sie auf die Pferdewesenheit zu, und tatsächlich ließ sich diese geradezu freudig von ihr einfangen.

"Es wird mir dienen, und mich tragen." sprach sie leise und ergriffen. Merceile nickte zunächst sichtlich beeindruckt, merkte dann aber an, dass es nun keinen Grund mehr gäbe, an diesem überaus unwirtlichen Ort zu verweilen.




Eine Woche später, ganz in der Nähe, preschte eine in schimmernde Platten gewandete Gestalt auf einem dampfenden, goldenen Rosse durch die panisch zur Seite weichenden Ghule. Mit dieser Paladina mochte sich keiner von ihnen anlegen. Toxyna würdigte sie keines Blickes, vor ihr lag eine andere Aufgabe, eine größere. Ein Lich hauste in Andorhal, eine mächtige Wesenheit der Geißel, den auszulöschen ihr aufgetragen worden war.

Bevor sie sich aber dieser Aufgabe stellte, wollte sie am Grabmal Uther Lichtbringers meditieren und innere Stärke finden. Vielleicht würde ein wenig des Glanzes und der Stärke dieses Helden auf sie übergehen.

Lange kniete sie dort und meditierte, bis eine Stimme sie ansprach. Anthalos, der Rechtschaffene, war es, überraschender Weise in Begleitung von Merceile, der Toxyna dort ansprach. Er wunderte sich über ihre Rüstung, und so gab es viel zu erzählen und viel zu bereden, bis plötzlich eine Kal'Dorei sich schleppenden Schrittes dem Grabmahl näherte und dann auf den Steinen vor dem Eingang zusammenbrach. Die drei eilten zu der Elfe und untersuchten die offensichtlich an der Hüfte verletzte Frau. Anthalos gelang es, mit der unwesentlichen Unterstützung Toxynas, die Wunde zu schließen.

Die Elfe kam zu sich und mit etwas Wasser und der Zähigkeit ihres Volkes, gelang es ihr schon bald, sich wieder zu erheben. Sie stellte sich Ihnen als Merrild vor und erwähnte eine gemeinsame Bekannte, Rhada, eine alte Freundin Toxynas, die ihr die ersten Worte der melodiösen Sprache ihres Volkes gelehrt hatte.
Merrild erzählte, dass sie im Auftrag eines Draenei zu einem vom scharlachroten Kreuzzug bewachten Turm gereist war, um etwas für diesen zu beschaffen, denn der Priester wollte zu Uthers Grabmal. Dem geschwächten Zustand Merrilds Rechnung zollend, erboten die drei ihre Hilfe, und so wanderte schon bald ein auffällig großer Draenei umgeben von vier Wachen durch das Pestland.

Die scharlachroten stellten ihm nach und legten einen Hinterhalt, der aber keine Herausforderung für die fünf darstellte. Wieder am Grabmahl angekommen, bewirkte dieser Draenei, aller harten Worte der Kal'Dorei zum Trotz, etwas, dass die drei Menschen auf die Knie sinken ließ. Uthers Geist erschien und sprach zu ihnen.


Als die Erscheinung wieder fort war, spürte Toxyna die Anstrengung des Tages in allen Knochen, die Heilung Merrilds, die Kämpfe, die überwältigende Erscheinung des Geistes Uthers. Wenn sie wohl auch Kraft geschöpft hatte, so hatte sie doch auch viel davon verloren, und so begab sie sich lieber zum Nachtlager, als in diesem Zustand den Lich herauszufordern.

Toxyna

Re: Ein Abend am Hafen

Beitrag Do 19. Feb 2009, 11:03

Ein Beitrag von Merrild:
Nase rümpfend stieg die Kal´Dorei vom Greifen, der Gestank der Pestilenz und des Verfalls stieg ihr schon seit sie über den Pestländern flog in die Nase.
Was hatte sie sich dabei gedacht ihr geliebtes Kalimdor zu verlassen um gegen die Geissel ins Feld zu ziehen? Rhada hatte sie in den letzten Wochen auf einiges vorbereitet aber dies hier war ihr zuwieder, Guhle, Skelette und erartiges hatten sich schon im Flug auf dem Boden abgezeichnet.
Du musst vorbereitet sein auf alls was noch kommen mag klang es ihr leide in den Ohren und so schaute sie sich um, sprach mit dem ein oder anderen des jungen Volkes als ihr Blick auf einen Draeinei fiel.

Da sie bisher den Menschen mehr als skeptisch gegenüberstand steuerte sie auf ihn zu, er wirkte freundlich fast überschwenglich als er sie ansprach.

Ein Siegel solle sie ihm beschaffen, eines dieses Lichtbringers. Sie seufzte, als ob es nicht wichtigeres gab, solch schnödem wertlosen Tand hinterherzujagen.
Dennoch willigte sie ein, dieser Turm lag laut Beschreibung auf dem Weg den sie eh vor sich hatte und so schlich sie von dannen.

Einige zersplitterte Sklette säumten ihren Weg und so mancher Ghul konnte ihrer Klinge nicht entkommen als sie sich auf einer Strasse wiederfand, bewacht von Menschen.

Sie glitt lautlos in die Schatten, schlich sich unsichtbar für plumbe Menschenaugen und Ohren in diesen Turm, fand auch wonach dieser Draenei verlangte.
Sie schlich die Strasse wieder hinauf, auch wenn sie nicht unvorsichtig war so schien sie doch von einer Wache bemerkt worden zu sein, ein stechender Schmerz brannte in ihrer Hüfte, dieser Abschaum hatte sie bemerkt und ihr seinen Dolch in ihr edles Kal´Dorei Fleisch gejagt.
Blitzschnell den Schmerz ignorierend durchstach sie ihm die Kehle, liess seinen wertlosen Körper auf den Boden gleiten und verschwand wieder in den Schatten, eilte sich die Brut dieses seltsamen Kreuzzugs hinter sich zu lassen.

Schleppend schaffte sie es in die Nähe dieses Lichtbringerdenkmals und sackte leblos zusammen, den Talismann nach dem der Draenei verlangte fest umklammert, Auftrag war Auftrag und bisher hatte sie nie versagt.

Ihr Innerstes schien sich nach aussen zu kehren, Blut rann aus ihrer Wunde und ihre Sinne waren verwirrt, als plötzlich ein warmer Strom durch ihren Körper floss, von der Wunde ausgehend schien sich etwas in ihrem Körper auszubreiten, der Schmerz liess nach und sie umgab ein Gefühl der Sicherheit, sie fühlte wie plötzlich eine zweite Kraft in sie strömte und ihre Sinne kamen langsam zurück, vor sie sah sie die Gesichter zweier Menschen, die schienbar um ihre Heilung bemüht waren.

Ihr wurde unwohl, den Menschen hilflos ausgeliefert zu sein, war aber auf eine geringe Art doch dankbar das sie ihr halfen.
Langsam kam sie zu kräften und setzte sich auf, Anthalos ihn kannte sie von einer früheren Begegnung in Darnassus, und eine fremde junge Menschenfrau die sich als Toxyna Andros vorstellte knieten neben ihr, noch eine Frau war anwesend, schein sich aber zurückzuhalten und im Rang niedriger als die beiden Paladine zu sein.

Sie erklärte ihnen was vorgefallen war und die Menschen baten ihre Hilfe an, wiedestrebend im Innern nahm Merrild an und sie gingen zu dem Draenei ihm sein Kleinod auszuhändigen.

Danke meine Freundin waren seine Worte, sie schenkte ihm nur ein müdes lächeln und fuhr ihn barsch an das sie ihn noch lange nicht als Freund betrachte und so machten sie sich auf diesen Draenei zu begleiten.

Nachdem die Menschen einem erschienen Geist gehuldigt hatten, hatte Merrild nur noch ein Bedürfnis, sich von einer Mondtochter untersuchen zu lassen....
vgl. http://forums.wow-europe.com/thread.htm ... 8&sid=3#17

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