Keine RP-Geschichte und auch nicht von mir...

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Kadosma akwbi
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Keine RP-Geschichte und auch nicht von mir...

Beitrag Do 26. Aug 2010, 19:03

... sondern von Herodot, aber ich weiß nicht recht, wo ich sie sonst hintun soll, und möchte sie euch einfach gern erzählen :)

Die Sperlinge des Aristodikos


[Vorgeschichte: Der Lyder Paktyas, der seinen Landsleuten gegen die Perser geholfen hat, ist in die griechische Stadt Kyme geflüchtet. Wenn die Perser, die unter der Führung des Meders Mazares nach ihm suchen, ihn in ihre Hände bekommen, ist das sein sicherer Tod.
Zeus (als Zeus Xenios) war der Schutzherr der heiligen Gastfreundschaft und damit auch der Asylsuchenden.]

Mazares schickte nun Boten nach Kyme und befahl, den Paktyas auszuliefern. Da beschlossen die Kymaier, eine Gesandtschaft zum Zeus von Branchidai (Didyma) zu schicken, um Rat einzuholen; es gab nämlich dort eine in uralter Zeit gegründete Wahrsagestätte, die alle Ionier und Äoler zu befragen pflegten. Dieser Ort liegt bei Milet, oberhalb des Hafens von Panhormos.

Die Kymaier also schickten Boten nach Branchidai und fragten, was sie tun müssten, um den Göttern zu Willen zu sein. Auf diese Frage hin bekamen sie vom Orakel den Rat, Paktyas den Persern auszuliefern. Als die Kymaier hörten, dass dies als Antwort zurückgebracht wurde, hatten sie es überaus eilig damit, ihn auszuliefern; doch wie die Volksmenge so in Eile und Eifer war, stellte sich ihnen Aristodikos, ein angesehener Bürger, in den Weg und hielt sie zurück, und weil er dem Orakel nicht traute und glaubte, dass die Gesandten nicht die Wahrheit gesagt hatten, machten sich noch einmal Boten auf, um das Orakel wegen Paktyas zu befragen - dieses Mal andere, unter denen auch Aristodikos war.

Als sie in Branchidai ankamen, trat Aristodikos vor und stellte folgende Frage: "Herr, zu uns ist als Schutzsuchender der Lyder Paktyas gekommen, auf der Flucht vor einem gewaltsamen Tod durch die Perser, welche nun seine Auslieferung fordern und den Kymaiern befehlen, ihn herauszugeben. Wir aber, obwohl wir die Macht der Perser fürchten, wagen bisher nicht, ihn auszuliefern, bevor uns nicht von deiner Seite aus eindeutig offenbart wird, was wir tun sollen."

So fragte er; der Gott aber gab ihnen dieselbe Antwort wie zuvor und befahl ihnen, Paktyas den Persern auszuliefern.

Da tat Aristodikos in voller Absicht folgendes: Er ging im Kreis um den ganzen Tempel herum und nahm die Sperlinge und all die anderen kleinen Vögel, die unter dem Tempeldach nisteten, aus ihren Nestern. Als er das tat, so erzählt man, erklang eine Stimme aus dem Allerheiligsten, die durch die Luft hintönte bis zu Aristodikos und sprach: "Gottlosester aller Menschen, wie kannst du es wagen, das zu tun? Meine Schutzbefohlenen raubst du aus meinem Heiligtum?"
Aristodikos aber habe geistesgegenwärtig geantwortet: "Herr, du selbst stehst deinen Schutzbefohlenen bei, aber befiehlst den Kymaiern, den ihrigen auszuliefern?"
Und der Gott habe erwidert: "Ja, das befehle ich - damit ihr für euren Frevel nur umso schneller zugrundegeht und in Zukunft mein Heiligtum nicht mehr wegen der Preisgabe Schutzbefohlener heimsucht."

Als die Kymaier diese Antwort hörten, wollten sie einerseits nicht selbst zugrundegehen, indem sie den Schutzflehenden auslieferten, doch andererseits auch nicht einer Belagerung ihrer Stadt ausgesetzt sein, indem sie ihn bei sich behielten, und so schickten sie Paktyas nach Mytilene.
Abenteuer. Hah. Große Erlebnisse. Pah. Nach solchen Dingen verlangt es einen Hobbit nicht.

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