Es musste raus und ich hoffe es passt allen Beteiligten, was die Darstellung betrifft und ihr habt euch ähnliches vorgestellt
------------------------
Journal von Jebediah P. Winterston, 3. März
Ich betrat den kleinen Vorraum und nahm meinen Zylinder ab. Ein befreundeter Händler hatte mich, nachdem er mein Interesse bemerkt hatte, eingeladen und mir die Adresse des Versammlungskellers hier in diesem unspektakulären Viertel genannt. Der Duft verschiedenartigster, fremder Gewürze begann in meine Nase zu steigen, als eine kleine, ältere, füllige Frau mit pechschwarzem Haar lächelnd auf mich zukam und mich in freudiger Hektik, und mit unzähligen Worten die ich nicht verstand, dazu bewegte ihr in den nächsten Raum zu folgen und mich an einen der Holztische zu setzen. Ehe ich widersprechen konnte hatte man mir einen Krug harzigen Weines und ein einfaches Glas mit einer trüben, weißen Flüssigkeit gebracht, die ich wenig später als eine Art Anisschnaps identifizieren konnte. Aus einem der Nebenräume wurden wohlriechende Speisen in serviert.
Die Schwere des Weins begann meinen Geist zu umnebeln und ich wiegte mich im Rhythmus der Musik, die mit Inbrunst und Ausdauer gespielt wurde. Die Klänge waren fremd für mich und doch vertraut. Der Gesang schlug eine seltsame Brücke zwischen unendlicher Trauer und leichter Fröhlichkeit, spielte von einzelnen Stimmen die die Last auf ihren Schultern zu besingen schienen bis hin zu einem Anschwellen der Stimmen des ganzen Raumes, die ausgelassen jauchzten. Begleitet wurden sie durch ein Akkordeon und ein Instrument, das ich zuvor noch nicht gesehen hatte. Eine ovale Gitarrenart, hoch im Klang, spielte sich durch dir Höhen und Tiefen der Lieder. Eine junge, hübsche Frau spielte auf ihrem Tamburin, tanzte zum Gefallen aller Anwesenden ausgelassen in der Mitte des Raumes und gab ihre Strophen in einer mir fremden Sprache zum Besten.
Immer mehr glich ihre Darbietung einer Trance, riss sie damit auch das Publikum mit, wiegten sich alle Köpfe gleichmäßig zum Takt, als eine Ziege von in weiße Gewänder gehüllten Männern in den Raum geführt wurde.
Die Zeit meine Neugier zu stillen, nachdem für mein leibliches Wohl mehr als ausreichend gesorgt wurde, war gekommen. Endlich würde ich mehr erfahren, mehr über die Riten verlorener Religionen und mehr über ihre Macht. Sie hoben die Ziege auf einen der Tische in der Mitte, hielten sie ruhig, während ein weiterer Mann eintrat. Auch er in ein weißes Tuch gehüllt, sein Bart wallend und weit ergraut. Auf seinem Arm trug er ein Neugeborenes, es konnte noch keine Woche alt sein.
Meine Neugier wuchs und zugleich stellte sich eine Skepsis ein. Wollte ich diesen heidnischen Ritualen beiwohnen? Wollte ich diese tiefen, uralten Geheimnisse in der Tat ergründen?
Der Wein kreiste weiterhin in meinem Kopf während ich unter meinem Seidenhemd, unter meiner Abendjacke zu schwitzen begann.
Man brachte eine mittelgroße Kupferschale und platzierte sie sorgsam auf dem Tisch neben der Ziege. Ich blickte in die Augen des Tieres und erkannte darin nichts als Gleichmut und eine ungewöhnliche Abwesenheit.
Der Priester, und nach diesem Abend weiß ich, dass ich ihn so nennen kann, reichte das Kind einem der anderen Männer und zog einen Dolch aus seiner Kleidung. Es war eine sonderbar geformte Waffe, ungleich allen heutigen, modernen Klingen. Ich schätzte sie auf mehrere hundert Jahre alt und vermutlich ein kleines Vermögen wert und noch ehe ich diesen Gedanken abschließen konnte war die Schneide durch die Kehle der Ziege gedrungen und brachte deren tiefroten Lebenssaft zum Vorschein.
Ich musste den Blick abwenden um mich nicht zu übergeben, musste meine Augen kurz vor dieser Tat verschließen. In meinem Kopf drehte sich alles und mein Körper drängte darauf diesen unheiligen, heiligen Ort zu verlassen, doch meine Neugier war größer und zwang mich die Geschehnisse weiter zu verfolgen.
Ich konnte das Knistern der Spannung in der Luft beinahe hören, fühlte wie sich die Haare an meinem gesamten Körper aufstellten und sah das Blut des Tieres in die Kupferschale fließen.
Er reichte den Dolch an einen seiner Helfer und nahm dafür das Neugeborene in Empfang. Mit ausgestreckten Armen hielt er es vor sich, murmelte für mich Unverständliches vor sich ihn und senkte den kleinen Körper langsam und behutsam über die Schale. Vorsichtig senkte er die Füße in die rote, zähe Flüssigkeit und zog eine Runde durch die Schale, sein Murmeln ununterbrochen, die Musik und der Tanz auf einem ekstatischen Höhepunkt. Der Priester hob den nackten Jungen wieder hoch, ließ das Blut von dessen kleinen Füßen abtropfen und wickelte ihn unter dem Gejubel, Beifall und Freudengesang des ganzen Raumes in frische Tücher. Auch in mir machte sich eine sonderbare Befreiung breit und als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte merkte ich, dass selbst ich schrie und mitfeierte.
Es war dies meine erste Bekanntschaft mit Ritualen und ihren Wirkungen und seither folgten viele weitere. Als ich an diesem Abend mein Arbeitszimmer betrat hatte mein Butler, die treue Seele, mir ein spätes Essen gerichtet, das ich ohne es weiter zu beachten von meinem Schreibtisch stellte. Zu überwältigend waren die Eindrücke, zu tief saß das Erlebte. Später sollte ich erfahren, worum es sich drehte, was der ursprünglich Grund dieser Opferung war, was die Worte des Priesters bedeuteten, wie man sie sprach, und ich schrieb alles nieder, so wie ich jeden Besuch seither niederschreibe. Um zu lernen und um nicht zu vergessen……………….
------------------
Ich weiß nicht ob ich eine Bedeutung reinschreiben soll, oder ob das zuviel vorweg nehmen würde, wenn man es als kurzes Intermezzo in den RP-teil nehmen möchte.......wenn überhaupt